Freitag, 11. September 2009

Lebenszeichen

Ich bin nicht untergetaucht, ich lebe noch! Das ist die gute Nachricht! Allerdings bin ich etwas schreibfaul geworden, beziehungsweise hatte keine Zeit die Weltöffentlichkeit an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen. Habe mich aber insgesamt sehr gefreut, von so vielen Leuten zu hören, dass sie meinen Blog verfolgen :)!

Jetzt bietet sich aber gerade die perfekte Gelegenheit zu schreiben, weil wir gerade mit unserem verrückten Englisch-Teacher eine Evaluation im Downstairs Office hatten. Übersetzt bedeutet das: nach dem Kurs Bier trinken in der universitätseigenen Bar. (Müssen aber in E-Mails an "Rich" - ein ca. 50-60 jährigen rothaariger, sommersprossenübersähter Engländer mit Schauspieler-Background - stets diese Codes verwenden, weil sonst seine Frau sauer werden könnte, wenn sie ihm beim E-Mail lesen über die Schulter schaut.)
Diese wichtige Evaluation fiel mit der Verabschiedung von einem hohen Tier der Hogeschool zusammen, weswegen im Eingangsbereich der Hogeschool Freibier und Snacks und andere Leckereien angeboten wurden. Wollte eigentlich gar nicht teilnehmen, aber Richard meinte "I have never seen a Bavarian girl who says no to a beer". Zur Ehrenrettung musste ich natürlich bleiben - der erste Eindruck zählt schließlich.
Haben uns aber pünktlich zur Ehrung mit unseren Gläsern und vollen Mägen in eine Bar zurückgezogen.
Worauf ich eigentlich hinaus will: im Moment wäre es wohl nicht so effektiv höchst wissenschaftliche Texte über die EU zu lesen - deswegen ein neuer Blogeintrag.

Habe nun die erste richtige Uniwoche hinter mir, in der gleichzeitig die ganzen Aktivitäten von esn stattfanden.

Letzten Samstag war eine riesen Party für die international students und davor haben wir bei uns ein kleines Dinner gemacht - allerdings hat das mit der Aufgabenverteilung nicht geklappt: hatten am Schluss 10 Flaschen Wein und einen Salat und Brot... oder so ähnlich. War aber ein sehr gelungener Abend. Habe leider ein bisschen vergessen, wo ich mein Fahrrad geparkt hatte und musste etwas suchen bis ich es auf einer der unzähligen Brücken neben den gefühlte 100 000 Fahrräder mit meinen sherlock-holmes-ähnlichen Fähigkeiten aufgespürt hatte. Noch dazu bin ich auf dem Hinweg am ungefähr zentralsten Platz vor den Bankautomaten in Utrecht im Stehen über mein eigenes Rad gestolpert, wirklich nur aus lauter Tollpatschigkeit - ich will gar nicht wissen, wer mich jetzt hier schon alles vom Sehen kennt.

Am Montag war dann ein Pool-Tournament, auf das ich mich eigentlich sehr gefreut hatte - bis mir dann klar geworden ist, dass ich eigentlich Pool überhaupt nicht ausstehen kann(fast schlimm für mich wie Bowling, mit diesen komischen Clowns-Schuhen). Hat mir dann aber ziemlich Spaß gemacht, bis ich in eine Gruppe gekommen bin, wo ein Australier mit einem Stoß ungefähr fünf Kugeln eingelocht hat und ich mich mit meinen eindrucksvollen Mishits ziemlich deplatziert gefühlt habe.

Dienstags: Pub Quiz. Mit grausamstschweren Fragen. Unsere Gruppe hat dann komischerweise gewonnen, wobei es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann. Lagen bis zum Schluss zurück und dann die Überraschung - hat uns eine Flasche Champagner beschehrt.

Die Abende wurden dann aber immer kürzer, weil es einen nach den anderen flach gelegt hat. Das ganze Haus glich mehr oder weniger einem Krankenlager - der Schwarzmarkt an Medikamenten, Kopfschmerztabletten und Halsbonbons entwickelte sich prächtig und so ziemlich alle sind zu Teetrinkern mutiert. Als Erklärung gerne verwendet: Heuschnupfen oder Schweinegrippe. Beim langersehnten BBQ ("...finally warm and actual food!")schwiegen sich alle nur an... Ich blieb zum Glück verschont, bis auf einen Mini-Schnupfen für einen Tag.

Gestern war dann das Pub Crawl als Mega-Highlight - war aber dann gar nicht so anstrengend und ausufernd,wie sich alle vorgestellt haben.
Die esn-Woche ist jetzt aber erstmal vorbei, ich denke, jetzt wird's erstmal ruhiger. Obwohl heute abend eine aus meinem Programm eine Hausparty bei sich macht, weil sie morgen Geburtstag hat.

Wer jetzt aber denkt, ich bin nur zum Spaß hier, liegt vollkommen falsch. Ich weiß vor lauter Aufgaben und Assignments, vor lauter Deadlines und ca. 500 Seiten Literatur pro Woche gar nicht wo mir der Kopf steht. Keine Ahnung, wie ich das alles überstehen soll. Von wegen Spaß-Erasmus-Semester und mit meiner ersten Einschätzung, von wegen gar nicht so hart, lag ich auch total daneben. Wird kein Zuckerschlecken, das steht schon einmal fest.

Aber, um zum Schluss nicht zu negativ zu wirken: das Studentenleben hier, besonders hier im Haus, gefällt mir immer besser. Nie ist man allein, wenn man es darauf anlegt. Selbst wenn man um zwei nach Hause kommt, ist die Küche voller Leben.

Bestätigte Stereotypen nach zwei Wochen "international housing":
- Allenernstes: der Franzose ist Brie, Baguette und Rotwein zu Abend, die Spanier machen sich Tortilla, die Chinesen kochen morgens,mittags und abends chinesisches Essen... fehlt nur noch, dass ich mir ne Bratwurst mit Sauerkraut zum Abendessen genehmige.
- Die Spanier stehen als Letzte auf und essen erst so um 10 zu Abend.
- Die Schwedinnen sind wirklich zum Umfallen stylish und blond und blauäugig und ein bisschen snobby (bis auf Charlotte, unsere Quotenschwedin im Programm, die einfach herrlich "normal" ist).
- Die Schweden sind die härtesten, zum Schießen. Bin nach dem Pub Quiz um ca. 5 Uhr früh auf's Klo gegangen und habe einen aus dem Fahrrad-Hinterhof befreit, er hatte sich dort eingesperrt... bin zu Tode erschrocken, als ich jemanden (nur verschwommen, da verschlafen und ohne Kontaktlinsen) an der Eingangstür gesehen habe, der durch anhaltendes Klopfen auf sich aufmerksam gemacht hat.
Gestern hatte ich dann ein längeres Gespräch mit einem anderen, nachdem ich vom Pub Crawl heimkam. Also, es war eher kein Gespräch sondern ein ziemlich elaborierter Monolog - ich in der Rolle des Zuhörers. Hat mich gerade gefragt, ob er sich mit mir oder jemandem anderen unterhalten hat.

Zwischenfazit: anstrengend, unterhaltsam und abwechslungsreich! Fühlt sich an, als ob ich schon Monate hier wäre...

Hoffe, ich konnte Neugier befriedigen und einen kleinen Eindruck vermitteln! To be continued...

10 Kommentare:

  1. Machst du eigentlich nur Party, liebe Schwester?
    Nach etwas anderem hört sich das nicht wirklich an. Melde dich doch bitte wieder mal bei uns. Habe schon lange nichts mehr von dir gehört.
    Liebe Grüße Max

    AntwortenLöschen
  2. gaudeamus igitur
    iuvenes dum sumus...

    ein altes Studentenlied, an das ich mich erinnert habe,als ich deinen Eintrag las.

    AntwortenLöschen
  3. Mama, hast du Max Eintrag gefaked?? der schreibt überhaupt nicht so...

    AntwortenLöschen
  4. das hab ich mich auch gefragt als ich den eintrag von max gelesen hatte:D küsschen vici

    AntwortenLöschen
  5. Ist toll dich so aus der Ferne zu lesen.
    Wünsch dir noch viel Spass.

    Gruss Andi (Tennis-Partner von Vici)

    AntwortenLöschen
  6. Nichts ist gefaked ! Ehrenwort!

    AntwortenLöschen
  7. Danke dass du als "bavarian girl" unsre Ehre gerettet hast :)
    Oh und noch was...ich möchte gerne eine von mir geschätzte Freundin bezüglich deines Arbeitsaufwandes zitieren: Je mehr man sich aufläd, desto mehr schafft man. ;)

    AntwortenLöschen
  8. Liebe Lisi,
    warum traust du mir es denn nicht zu, so zu schreiben? Du enttäuschst mich.
    Große Grüße aus Beuren

    AntwortenLöschen
  9. Hey Lisi...
    freu mich so für dich, dass alles so abwechslungsreich und offensichtlich sehr lustig u teilw skurril ist. Du passt da glaub ich so gut rein....musste die ganze Zeit grinsen als ich Blog gelesen hab :-)
    Hab heute schon Rasen gemäht...tooooll..!
    Küss dich
    Kris

    AntwortenLöschen
  10. Hallo, Lisa!
    Habe deine Kommantare gelesen, finde sie sehr lustig und gut zu lesen.Hoffe dir geht es gut und du kommst auch zu deinem Schlaf!Wir denken an dich!Viele liebe Grüße aus Burgau
    Sabine, Melle, Jakob und Vincent

    AntwortenLöschen