Mittwoch, 11. November 2009

It's time again...

für einen neuen Blog-Eintrag:)!
Es ist ja auch einiges passiert die letzten Tage!

Die Zeit nach dem letzten Blog-Eintrag hat eigentlich ganz harmlos begonnen - mit dem Trip nach Rotterdam.
Leider, leider war es nur ein field-trip und das auch noch mit unserem Regional Economy teacher. Ja, was kann man sich darunter vorstellen? Es geht dabei im Wesentlichen um Regions- und Stadtentwicklung... und das kann einfach ALLES sein!
Eine Impression unserer Exkursionen: Der Lehrer springt wie Crusty der Clown vor 20 mehr oder weniger begeisterten exchange students voraus und erkundet die Faszination des Alltäglichen. "The region is on the right track!! Something is happening here!!! Do you wanna know why...let's go to the other side" - der Lehrer springt mit erhobenen Zeigefinger über eine Kreuzung,wir todesmutig hinterher... "it is a harbour!!!"
Er hat es tatsächlich geschafft - wir starren fassungslos vor Begeisterung auf die Schiffe im Hafen. Ja, Stadtentwicklung.
Doch es ist noch nicht zu Ende: "Here - you see: INFRASTRUCTURE" (lose Kabel auf dem Boden...), "creative industry!!" (eine Tanzschule, die wir von außen betrachtet haben), "EDUCATION" (eine Universität)oder auch "small and middle size entrepreneurship of immigrants, the first step of integration" (Dönerbuden).
Auch wenn es noch so faszinierend war: leider haben wir außer den Problembezirken und den aufstrebenden Viertel nicht so wirklich viel gesehen von Rotterdam.

Next Mission: Berlin!
Einen Tag später ging es dann nach Berlin. Meine unfassbare Diszipliniertheits-, Organisiertheits-, katastrophen- und ereignisfreie Strähne hatte schon zu lange angehalten... es hätte mir klar sein müssen, dass ich auf der Hut sein muss.
Der Plan: wir fahren Freitag abends zu einer Freundin, deren Mutter uns am nächsten Tag zum Flughafen nach Düsseldorf fahren würde.
Bei mir wurde es Freitag Nacht, mit der letzten U-Bahn bin ich gefahren. Freudige Erwartung und Ferienfeeling. Online-Check in musste nur noch erledigt werden und da fiel mir auf (dedededööö), dass ich weder meinen Reisepass noch meine ID dabei hatte.
Warum auch? Wir lernen hier ständig, welche Vorteile es in der EU hat, von wegen free mobility of persons. Wer denkt denn daran, dass man selbst auf EU-Flughäfen einen Ausweis braucht - und dass ein Führerschein NICHT GILT?
Nach einer kurzen Panik-Schock-Attacke habe ich mich mit meinem Schicksal abgefunden. Natürlich hatte ich Glück im Unglück - ich habe gerade noch den letzten Zug zurück nach Utrecht erwischt, wo mein Reisepass scheinheilig auf meinem Schreibtisch auf mich wartete.
Den Flug habe ich natürlich nicht bekommen - das Flugzeug startete ohne mich schon um 8 Uhr. Ich bin dann sieben Stunden im Auto gesessen - zu sechst in einem Fünfsitzer. Eine Amerikanerin, ein Däne, ein Singapurianer(??!)/Australier, ein Spanier und eine Spanierin - real intergration in the ever closer union!
Es folgt eine Berlin In&Out-List:

IN:
- Ein Spaziergang durch das kalte, aber sonnige Berlin auf dem wir den BESTEN Flohmarkt aller Zeiten gesehen haben (für mich zumindest).
Leider haben wir die Zeit vergessen, uns zwischen Glühwein und Waffeln durch Taschen, Kleider, Krims-Krams, Bücher, Schmuck durchgewühlt. Haben deswegen leider unsere Gruppe verpasst und eine Führung durch das Stasi-Museum.
Hat sich aber gelohnt: habe eine Brosche, eine Tasche und eine Kette gekauft.
- Ich war beim Friseur. Zwar nur Spitzenschneiden bei einem 10 Euro Friseur. Aber dafür am Prenzlauer Berg.
- Ich habe Nora getroffen (für alle Unwissenden: wir studieren zusammen in München), in Kreuzberg. Wir fancy Erasmus-Studenten kommen einfach mal aus Holland und Irland zusammen. Wir sind so Jetset. :)
- Das Essen: so. billig. Und allen hat das deutsche Essen geschmeckt: sehr nahrhaft auch: Curry-Wurst - Bulette - Rostbratwurst. Zum Nachtisch jede Menge Kinder-Schokolade, die in allen Formen und Variation während unseres Aufenthalts gehypt wurde.
- Ein Second-Hand-Laden, in dem man nach Gewicht bezahlt. Hätte mir beinahe ein Paar Overnee-Winterstiefel gekauft - ein Traum! Nachdem ich aber Heather gefragt habe, ob man mir ansieht, dass ich Schmerzen habe, hat sie mir verboten die Schuhe zu kaufen. Der Traum war einfach eine Nummer zu klein.

Out:
- Regen und Kälte. Und mein wahnwitzige Idee, einen Rock und Ballerinas anzuziehen. Dummerweise an dem Tag, an dem wir eine Führung an der Mauer hatten - draußen! Leider war unser Guide zu sterben langweilig und wir standen zwei Stunden in der Kälte. Da konnte selbst der gute Vanille-Cappuchino für 50 Cent aus dem Museumsautomaten nichts mehr rausreisen. (Gott sei Dank gings danach auf den Flohmarkt, wo mir dann vor lauter Aufregung warm wurde).
- Eine Bibliothek, die ohne Ankündigung einfach aufgelöst und an anderem Standpunkt wieder aufgebaut wurde. Dummerweise wollte ich mir dort ein Buch ausleihen für meinen Artikel und Kapitel daraus kopieren. Also habe ich mich durch halb Berlin gekämpft, um dann festzustellen, dass man nicht einfach kopieren kann in dieser Bibliothek. Man muss einen Antrag stellen. Dann kopiert irgendjemand für dich. Und du bekommst die Kopien zugeschickt. Nach der Deadline für deinen Artikel, versteht sich.
- Zu viel Arbeit und eine Klausur im Nacken, um die Zeit richtig zu genießen. Und eine Gruppe, die sich davon ziemlich hat runter ziehen lassen.

Ein Wort zum Rückflug: diesmal hatte ich meinen Reisepass stolzerweise dabei. Doch so leicht wollte mir das Schicksal es nicht machen- ich konnte mein Online-Ticket im Hostel nicht ausdrucken. Wer hätte gedacht das Ryan Air so einen Riesenaufstand macht? Hätte beinahe 40 Euro zahlen oder einen Flug später nehmen müssen - hätte ich nicht den Mann am Ticket-Schalter mit Tränen in den Augen, völlig entkräftet davon überzeugen können, dass ich unbedingt ein kostenloses Ticket brauche.
Im Security-Check hat dann noch mein Waschbeutel (eine 1,5 Liter-Plastiktüte anstatt einer 1 Liter-Tüte) und mein Füller Probleme gemacht.

Zurück in Utrecht hat mich dann die Politics-Klausur erwartet. Ich mag ja gar nichts sagen, weil mir sowieso keiner glaubt, aber das war wohl eher nichts.

EGAL: Danach haben wir wieder eine Evaluation im Downstairs Office gehabt und danach ein chinesisches Dumpling-Dinner in Kanaalstraat. Danach hatten wir eine crazy Dance-Party hier. Weil keiner wusste, was Freitags so geboten wurde, haben wir einfach bei uns getanzt. Bis in die Morgenstunden.

Der Plan für Samstag war erstmal den Berlin-Artikel schreiben (ich fühl mich echt so unfähig, hat mich alles in allem beinahe drei Tage gekostet) und abends dann auf eine Museums-Nacht nach Amsterdam gehen.
Na toll, ich wusste nicht welchen Teil des Tages ich unspannender finden sollte. Im Allgemeinen kann ich Museum nur in kleinen Dosen ertragen. Und dazu kam, dass es eine eiskalte Nacht war und wir eine viel zu große Gruppe, die sich einfach nicht einig werden konnte und keinen Stadtplan mit sich führte. Ich hätte beinahe schon vor dem ersten Museum kapituliert und die wild diskutierende Meute im Nieselregen stehen lassen.
Gott sei Dank habe ich Durchhaltevermögen bewiesen: es hat sich als einer der besten Abende ever herausgestellt.
Ein Abend zwischen van Gogh und Vermeer, musikalischer Background durch Live-Konzerte und Housemusik, um uns herum die versammelte trendy-stylish-intellectual Künstergesellschaft Amsterdams. Eine Szene wie aus Sex and the City.

So, das waren so die Highlight der letzten Tage (obwohl ich sicher irgendetwas vergessen habe). Morgen muss ich noch den Regional Article schreiben und ganz viel herumtelefonieren um Termine in Brüssel zu bekommen.
Am Freitag geht es nach Den Haag, zum Yugoslav Tribunal. Das Programm hört sich ganz interessant an. Wir dürfen aber nur rein, wenn wir unseren Reisepass dabei haben. Mal schauen, ob ich es diesmal auf die Reihe bekomme.
Am Montag steht dann Brüssel an - haben ein krasses und wahnsinnig interessantes Programm. Treffen mit European Commissioners, Auslandkorrespondenten, Vorträge über die Klimakonferenz/Finanzkrise/Migrationspolitik, Gespräche mit Journalisten, Teilnahme an einer Pressekonferenz der EU Commission... und und und...
Highlight wird bestimmt das Mittagessen in dem EU Restaurant. Unser Lehrer hat uns mitgeteilt, dass die Herren dort gerne lange Mittagspausen machen und dass ein Glässchen Wein dort auch schon einmal um ein Uhr genossen wird. Natürlich muss man der Gleichberechtigung wegen nicht nur französischen, sondern auch spanischen, griechischem, deutschen... Wein reichen.
Muss man den aus Gleichberechtigungsgründen auch durchprobieren?!

Ihr seht, alles sehr vollgepackt: werde wieder schreiben, sobald ich Luft holen kann.
Gute Nacht und träum was Schönes!

P.S. Der letzte Satz ist der einzige deutsche Satz, den Heather bisher beherrscht;)!