Freitag, 28. August 2009

Let's get uni started!

Endlich gibt's wieder was zu berichten! Die ersten Tage hier waren noch entspannt, weil wir kein wirkliches Programm hatten. Ein bisschen wie Schullandheim oder Klassenfahrt hat es sich angefühlt, das "richtige" tägliche Leben hat noch gar nicht begonnen, weil wir immer noch im Hostel sind und aus dem Koffer leben.
Am Donnerstag war ich deswegen total heiß darauf, dass die Uni anfängt, also zumindest das introduction program vom international office... Aber ehrlich gesagt war der erste Tag noch nicht wirklich informativ - zuerst gabs Kaffee und dann eine zwei-sekündige Ansprache von der Verantwortlichen für alle internationalen Studenten und dann eine Schnitzeljagd über das Uni-Gelände. Dachte zuerst, dass das ganz witzig werden kann, aber nach ungefähr der Hälfte der Fragen waren wir total angenervt davon, dass wir die "Treasure Hunt" abgebrochen haben und Essen gegangen sind. Die Preise waren auch nicht so verlockend, so dass es keinen wirklichen Anreiz gab (obwohl eigentlich ganz witzig: Radschloss, Kaffee, Schokostreusel (?!), Zahnbürste - so eine Art Studenten-Notfall-Package sollte es wohl sein...)
Gelohnt hat sich der Tag trotzdem, da wir die Leute aus unserem Programm kennengelernt haben... also WIRKLICH kennengelernt haben, nachdem wir schon dicke Freunde bei Facebook waren. Scheinen alle sehr nett zu sein, kann ich mich glaub nicht beklagen.
Anschließend waren wir noch kurz im Hostel, dann in der Stadt for food and drinks. War ein bisschen ein Durcheinander: die Deutschen natürlich total überpünktlich, die anderen eine halbe Stunde später, zwei haben den Treffpunkt nicht gefunden und wollten nicht mehr aus dem Haus, weil die Nachbarschaft "scary" wirkte... Und bis wir einen schönen Platz draußen zum Essen gefunden haben und warme Küche nach acht Uhr scheint auch eine Seltenheit zu sein (sorry, we run out of food... sorry, the kitchen is already closed)... naja, das wird noch besser, wenn wir uns hier besser
auskennen;)!
Fazit des Tages: Sehr anstrengend, obwohl's noch keine wirklichen Informationen gab. Ich fand's auch erstaunlicherweise sehr anstrengend die ganze Zeit auf Englisch zu reden... obwohl es nicht wirklich ein Problem war zu verstehen, aber ich war so übersättigt von all den neuen Eindrücken und Menschen.

Heute war die introduction session sehr viel organisierter und informativer. Zuerst gab's wieder Kaffee und dann eine Präsentation über Holland, Utrecht und die Erasmus Organisation hier. Die Verantwortliche hat erstmal mit allen Vorurteilen über Holländer aufgeräumt und sich dabei die ganze Zeit über ihre eigenen Witze halb tot gelacht - sehr sympathisch.
Die Erasmus Studentenorganisation macht wirklich auch einen guten Eindruck. Machen am Sonntag einen Introduction Day und in einer Woche wird dann jeden Tag eine Aktivität angeboten - an denen ich leider teilnehmen muss, weil ich mir heute ein super Kombinations-Ticket gekauft habe... aus der Sache komm ich nicht mehr raus ;).
Gleichzeit hatten wir Lunch - der in Holland IMMER aus Sandwiches besteht... oje, ich kann das jetzt schon nicht mehr sehen;)! Immer diese Käsebrote... aber zumindest gab's auch welche aus richtigem Brot, das sucht man hier nämlich sonst zwischen Toastbrot-Verschnitt vergeblich.
Danach haben wir unsere Programmleiter Arie und Evenlyn kennengelernt und endlich unsere Stundenpläne bekommen, die sehr human sind. Nächste Woche gibt's erstmal eine Einführung in das Programm und bis zu den Herbstferien haben wir montags meistens frei. Vielleicht wird's doch nicht so stressig wie ich befürchtet habe:)! Auf dem Plan steht bis dahin noch: European Law, European History, English, Research, Regional Economic, European Economic und Utrecht Views - hab jetzt hoffentlich nichts vergessen. Einen Blog über die EU müssen wir auch schreiben, auch wenn Arie meinte "the European Union isn't a sexy topic and most oft the people don't understand it" ;).
Das Meet and Greet mit dem President der Hogeschool haben wir leider beinahe verpasst, weil wir noch eine kleine Tour durch die Faculty of Journalism and Communication gemacht habe (ob ich mich dort innerhalb von vier Monaten zurechtfinden werde ist noch die große Frage...). Zum Glück waren wir rechtzeitig zu den Welcome Drinks and Snacks zurück.

Der erste Eindruck der Hogeschool Utrecht: mh ja, die stecken hier wohl doch etwas mehr Geld in Bildung als in Deutschland. Das Campusgelände könnte auch einen Architektur-Award gewinnen - alles sehr modern und stylish. Die Mensen haben diese Bezeichnung überhaupt nicht verdient - haben mich eher an IKEA-Restaurants erinnert, die Aufenthaltsräume sehen aus wie Lounges (teilweise mit Palmen), an den Wänden hängen Flatscreens und es gibt innerhalb der Hogeschool tatsächlich Plätze, an denen man sich kurz hinsetzen kann und den Laptop einstecken kann (im Hauptgebäude der LMU ein Ding der Unmöglichkeit).
Aber das Aussehen ist ja nicht das Wichtigste;)! Auch die inneren Werte stimmen: die Studenten hier haben einfach perfekte Möglichkeiten zu studieren: Bücher stehen tatsächlich in der Bibliothek (nicht geklaut oder verschwunden), man kann sie sogar auch ausleihen (sind spätestens innerhalb von zwei Tagen abholbereit), die Computerräume sind von Apple gesponsert und nagelneu und es gibt ein crazy Ton- und Filmstudio. Der IT-Support hat länger als zwei Stunden die Woche auf, das InternationalOffice ebenso und von Arie und Evelyn ist immer jemand an der Fakultät. Mehr hab ich noch nicht mitbekommen, aber ich bin sicher, dass angenehme Überraschungen auf mich warten.
Es gibt tatsächlich noch Hochschulen, an denen nicht die Decke von den Wänden bröselt und die Sanitäranlagen mit Bahnhofsklos konkurrieren.
Der Verhältnis zwischen Dozent und Student scheint hier auch ziemlich anders zu sein als bei uns. Anstatt im Elfenbeinturm der Wissenschaft zu thronen, bieten die Dozenten sofort das "du" und ihre Hilfe bei eigentlich allem an. Ich hab die ganze Zeit nur gehört "It won't be a problem, we will fix it... if you have problems, we will be there... in the Netherlands, we like students who ask for help if they have problems...I give you my home number just for the case of emergency, but you can always write a mail".
Und sie interssieren sich für einen, wussten beispielsweise schon zu Beginn wie wir heißen und woher wir kommen. Das ganze Programm scheint irgendwie durchdacht, was sehr motivierend ist. Außerdem ist sehr cool, dass es die Möglichkeit gibt alle englischen Arbeiten von einem englischen Professor gegenlesen zu lassen.
Very nice and funny teachers there.

Habe heute auch meinen zukünftigen Roomie kennengelernt - Heather aus Ohio. Sehr sehr offen und herzlich und sie hat heute Geburtstag. Wir haben spontan entschlossen nach Amsterdam zu fahren und ihn ein bisschen zu feiern:)! Wenn wir genauso orientierungslos sind wie gestern in Utrecht kann's heiter werden ;)!

Zum Schluss wieder Erkenntnisse zur holländischen Lebensweise:
- Lunch gibts am 12 und Dinner um 6. Wie bei Oma.
- Wer gedacht hat, holländisch sei easy zu lernen für uns Deutsche, dem kann ich versichern, dass es nicht so ist. Lesen geht einigermaßen, aber diese Aussprache und die Angewohnheit irgendwie alles zu krächzen lässt alle Ähnlichkeiten zwischen der deutschen und der niederländischen Sprache verschwinden. Keine Chance. Hilft auch der Sprachführer nicht wirklich weiter. Die Dame vom Catering hat mit mir heute beim Lunch aber schon einige Worte trainiert - danke und bitte geht also mittlerweile.
- Holländer sind netter als Deutsche, also zumindest hilfsbereiter. Haben gestern am Straßenrand auf jemanden gewartet und solange die Stadtpläne betrachtet und innerhalb von ungelogen 10 Minuten haben drei Fahrräder gehalten und ihre Hilfe angeboten. Also beziehungsweise die Fahrer;)! Wenn ich da an die armen Touristen in München denke...
Einen guten Sinn für Humor haben sie auch :)!

Das einzige was meine Laune momentan trübt ist die Tatsache, dass mein Geldbeutel noch nicht angekommen ist. Weiß jemand, wie lang ein Päckchen nach Holland unterwegs ist?! (Hilfreiche Antwort, wenn man diese Frage googelt: kann nach zwei Tagen da sein, manchmal dauert es bis zu einer Wochen, wenn Drogen drin sind,kommt es manchmal überhaupt nicht an... ahhh, ja.)

Einen schönen Abend wünsch ich aus dem herbstlichen Utrecht!

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